Der Mann mit Hut ist tot: Selbst König Carl Gustaf von Schweden schüttelte Waldemar Sperling die Hand

Als Tourismuschef hat er Volkach groß herausgebracht, als „Oberfestdirektor“ des Weinfests war er in ganz Deutschland bekannt. Zum Tod eines Lebenslustigen.

Waldemar Sperling hat sich für immer von seiner Familie und seinen Freunden verabschiedet. Der extravagante Hut war sein persönliches Markenzeichen.
Der langjährige Tourismuschef der Volkacher Mainschleife und Ehrenpräsident des SV Frankenwinheim (SVF) Waldemar Sperling ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Sein unermüdliches Engagement für seine Heimat hat Sperling zu einer fränkischen Ikone gemacht, die seinesgleichen sucht.

Die fränkische Frohnatur rührte als Volkachs langjähriger „Oberfestdirektor“ und Frankenwinheims Weinfestchef in ganz Deutschland unermüdlich die Werbetrommel für die heimische Weinregion. Insgesamt 75 Weinfeste hat der Verstorbene zu Lebzeiten organisiert – auf Frankens größter Schoppenbühne in Volkach und in seinem Heimatort Frankenwinheim.

„Lebenskunst und Lebensfreude“ lautete stets die Devise des Mannes mit Hut, seinem persönlichen Markenzeichen. Wenn er nicht als Symbolfigur des Volkacher Ratsherrn unterwegs war, trug Sperling eine extravagante Kopfbedeckung mit Symbolcharakter. Sein Panama-Hut stand immer für fortlaufendes Verantwortungsbewusstsein, jahrzehntelange Treue und ultimativen Humor. Er prägte die Mainschleife nicht zuletzt als Ratsherr, hob den Fremdenverkehr auf eine neue Ebene und war bekannt „wie ein bunter Hund“.

Sperling präsentierte den „besten Wein der Welt“

In Volkach setzte der „Oberfestdirektor“ als Tourismuschef Meilensteine. König Carl XVI. Gustaf von Schweden schüttelte er dabei ebenso die Hand wie Königin Nur von Jordanien. Sperling verstand es großartig, Weinwerbung zu betreiben. Er präsentierte nicht einen Wein vom Volkacher Ratsherrn oder vom Frankenwinheimer Rosenberg, nein, er präsentierte den „besten Wein der Welt“. Widersprüche gab es dank seiner Überzeugungskraft nie.

Die Begrüßungsansprachen bei den Weinfesten in unzähligen frei erfundenen Sprachen klingen bis heute in den Ohren der Gäste nach. Vom Anzünden von zigtausend Wunderkerzen und dem Gänsehautgefühl bei den Schoppenfeten werden die Weinfestgäste noch ihren Enkeln und Urenkeln erzählen.

Der Waldi der Nation: Als Volkacher Ratsherr war Waldemar Sperling in ganz Deutschland bekannt.

Als „Waldi der Nation“ wurde er zu einer Institution für Jung und Alt. Seine jahrzehntelange Arbeit machte ihn zum repräsentativen Aushängeschild für Volkach, die Mainschleife, für Frankenwinheim und die gesamte Region.

Mehr als ein halbes Jahrhundert war Sperling das Gesicht des SV Frankenwinheim – als Spieler, Trainer, Funktionär und vor allem als leidenschaftlicher Vereinsmensch. 2012 legte er die Verantwortung in jüngere Hände, seine Nachfolger ernannten ihn zum Ehrenpräsidenten. 1958 hatte er dort das Amt des Schriftführers übernommen. 1971 wurde er Geschäftsführer, 1994 schließlich Vorsitzender – oder wie er es selbst mit einem Augenzwinkern nannte: „Präsident“.

Mit dem SV Frankenwinheim feierte er Triumphe

Insgesamt 54 Jahre prägte er die Geschicke des SVF. In seine Amtszeit fielen zahlreiche sportliche Erfolge, darunter der Aufstieg in die Bezirksliga 1991, der Sprung in die Bezirksoberliga 1993 und 1996 schließlich der größte Triumph der Vereinsgeschichte: der Aufstieg in die Landesliga. Für ein Jahr durfte das 800-Einwohner-Dorf Frankenwinheim Landesliga-Luft schnuppern.

Unter seiner Leitung wurde in den 1960er Jahren das Sportheim gebaut und das Vereinsgelände stetig erweitert. Um die Vereinskasse aufzubessern, rief er 1977 das Frankenwinheimer Weinfest ins Leben. In Frankenwinheim hinterlässt er eine Lücke, die weit über den Sportverein hinausgeht. Mit unermüdlichem Engagement, Herz und Humor hat er das Vereinsleben und die Dorfgemeinschaft über Generationen geprägt.

Im örtlichen Gemeinderat trug er von 1984 bis 1990 Verantwortung. 1996 wurde ihm die Scherenbergmedaille verliehen. Seit 2011 war er Ehrenbürger der Gemeinde. Drei Jahre später wurde er mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet, einer hohen Auszeichnung des Bezirks Unterfranken. In seiner Laudatio bescheinigte Regierungspräsident Franz Vogt dem „Lockvogel für das ganze Mainfranken“ Liebe und Herzblut für seine Heimat.

Waldemar Sperling wird am Donnerstag, 6. November, auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Frankenwinheim beigesetzt.