Buchinger-Stiftung der Gemeinde Frankenwinheim
Entstehung der Stiftung
Am 3. Dezember 2007 gründeten Alfred Buchinger und seine Ehefrau Sigrid eine öffentliche gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts für die Gemeinde Frankenwinheim.
Mit der Anerkennungsurkunde vom 13.12.2007 der Stiftungsaufsichtsbehörde, der Regierung von Unterfranken, wurde diese Stiftung rechtskräftig.
In der Präambel der Satzung erläuterte Alfred Buchinger durch Überlassung seiner Zuwendung seine Verbundenheit zur Gemeinde Frankenwinheim.
Aufgrund der Aufnahme seiner Familie nach der Vertreibung aus seiner Heimat Seewiesen/Sudetenland im Böhmerwald, der glücklichen Kindheit in unserem Dorf sowie den noch bestehenden freundschaftlichen Beziehungen soll diese Wertschätzung zum Ausdruck gebracht werden.
Im Jahre 1946 kamen insgesamt 65 vertriebene Personen – alleine 20 Personen aus dem Ort Seewiesen und Umgebung – zu uns und wurden in Häusern und Höfen aufgenommen und untergebracht.
Damals war Alfred Buchinger drei Jahre alt und kam auf einer tragbaren Holztruhe mit seiner ganzen Familie (Mutter, Bruder, Großvater, Onkeln, Tante und seinem Vater, welcher später aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte) nach Frankenwinheim.
Die Vorfahren seiner Ehefrau Sigrid, die ebenfalls aus dem Sudetenland vertrieben wurden, ließen sich damals in Coburg nieder.
Auf dieses historische Ereignis basiert die Buchinger-Stiftung.
In der Präambel/Vorwort in der Notar-Urkunde steht:
“Wir, Alfred und Sigrid Buchinger, wollen mit der Errichtung dieser Stiftung unsere Verbundenheit mit der Gemeinde Frankenwinheim ausdrücken.
Wir erinnern uns dankbar an die Aufnahme der Familie Buchinger nach der Vertreibung mit Mutter und Bruder, Großvater, Onkeln und Tante, sowie an die späte Heimkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft.
Ich, Alfred Buchinger, bin dankbar für eine glückliche Kindheit im Dorf.
Diese Wertschätzung wollen wir mit der Stiftung des von uns erarbeiteten Vermögens zum Ausdruck bringen.”
Satzungsinhalt
In ihrer Satzung zur Stiftung bestimmten Alfred und Sigrid Buchinger, dass das Stiftungsvermögen in seiner Form dauernd und ungeschmälert erhalten bleiben soll. Die in der Satzung erwähnten Aufgaben, nämlich
- die Förderung der Erziehung und Bildung von Menschen,
- die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen, sowie
- die Förderung von Kunst und Kultur,
sollen lediglich aus den Stiftungserträgen erfüllt werden.
Zustiftungen von anderen Personen zu dieser Stiftung aus Reihen der Gemeinde sind jederzeit möglich und können mit aufgenommen werden.
Die Stiftung selbst wird von den Organen, welche in der Satzung festgelegt wurden, dem Stiftungsvorstand und dem Stiftungsrat, geleitet, überwacht und verwaltet.
Bisherige Förderungen aus der Stiftung
Seit 2011 wurden bereits aus den Stiftungserträgen Förderungen und Zuwendungen für satzungsbedingte Aufgaben in 6-stelliger Höhe bewilligt und ausbezahlt.
Folgendes wurde bereits gefördert:
- diverse Anschaffungen für alle Ortsvereine, z. B. Garnituren
- die evangelische Kirchengemeinde Krautheim für die Erneuerung der Kirche
- unsere Feuerwehr
- unser Gesangverein
- unsere Rosenberg-Musikanten
- die Seniorengemeinschaft Frankenwinheim-Brünnstadt
- die Finanzierung eines Gepäckstückes des Projektes DenkOrt Deportationen (Judendeportationen)
- die Fortbildung und Studienaufenthalte von Schülern und Studenten
- die Beschaffung von Spielgeräten für die Spielplätze in Frankenwinheim und Brünnstadt
- die Unterstützung von hilfsbedürftigen Personen
- die kath. Kirchenstiftung Frankenwinheim für Anschaffungen im BGZ
- die Romwallfahrt unserer Ministranten
- der Kindergarten für diverse Ausstattungen
- die KLJB zur Ergänzung ihres Gruppenraumes
- die Anschaffung eines Defibrillators
- die Anschaffung einer Scherenbergbüste für das Rathaus
- die kath. Kirchenstiftung Frankenwinheim für die Sanierung der Orgel
Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Frankenwinheim
Der Titel Ehrenbürger (Ehrenbürgerwürde) ist üblicherweise die höchste von einer Stadt oder einer Gemeinde vergebene Auszeichnung für eine Persönlichkeit, die sich in herausragender Weise um das Wohl der Bürger oder Ansehen des Ortes verdient gemacht hat.
Beim Neujahrsempfang im Januar 2016 wurde
dem Stifterehepaar Buchinger
die Ehrenbürgerwürde
als höchste Auszeichnung unserer Gemeinde für ihr großes Engagement verliehen.
An dieser Stelle danken wir dem Stifterehepaar Alfred und Sigrid Buchinger nochmals für diese großzügige Einrichtung zugunsten unseres Dorfes.
Erinnerungsstücke aus der alten Heimat
Nachdem nun 2021 die Vertreibung unserer Mitbürger vor 75 Jahren stattfand und die „Buchinger-Stiftung der Gemeinde Frankenwinheim“ vor 15 Jahren (2007) ins Leben gerufen wurde, war es der Wunsch des Stifterehepaares Alfred und Sigrid Buchinger, dass ein Ölgemälde aus der alten Heimat, welches die Dorfkirche von Seewiesen darstellt, sowie die Originalholztruhe, auf welcher der Stifter zu uns ins Dorf kam, zur Erinnerung für die Nachwelt an einen sichtbaren Platz im Rathaus untergebracht werden sollte.
Diesem Wunsch wurde vom Gemeinderat in seiner Sitzung vom 18.01.2022 entsprochen.
Erläuterung zur Kirche
Die Kirche in Seewiesen/Böhmerwald wurde anno 1700 erbaut, ist mit Holzschindeln eingedeckt und steht unter Denkmalschutz.
Patronin ist St. Anna, die Mutter von Maria.
Im Innenraum der Kirche befinden sich 5 Wand- und 20 Bodengräber („Epitaphe“) der Gründer.
Im Jahre 1997 wurde sie umfassend renoviert.
Auf dem Bild ist links die deutsche Schule und davor das Pfarrhaus zu sehen, die Kirche ist mit der Rückseite dargestellt.
Um die Kirche gibt es einen deutschen Friedhof, mit 87 intakten deutschen Gräbern, der jetzt auch von Tschechen benutzt wird. Das Grab der Großmutter von Alfred Buchinger ist eines der jüngsten aus dem Jahr 1943.
Seewiesen (jetzt „Javorná“ genannt, übersetzt „Ahornberg“) liegt 12 km von Bayerisch Eisenstein entfernt, auf der Straße nach Pilsen, in 900 m Höhe, mit einem Gasthaus direkt an der Straße.
Erläuterung zur Holztruhe
Erinnerung an die Vertreibung aus dem Sudetenland/Böhmerwald im Jahr 1946, ein Jahr nach dem 2. Weltkrieg.
Original-Stück mit der Aufschrift A. Buchiner, (Andreas Buchinger, Großvater von Alfred Buchinger).
Er war bei der Vertreibung schon 83 Jahre alt.
Die Truhe wiegt 16 kg und man durfte zusätzlich 16 kg Kleider und sonstiges mitnehmen.
Auf dieser Truhe saß der damals 3-jährige Bub Alfred Buchinger mit Familie.
Über 20 Personen aus Seewiesen sind mit solchen Truhen mittellos in Frankenwinheim angekommen und mussten in Häusern und Höfen untergebracht werden.
Auf diesem historischen Ereignis basiert die Buchinger-Stiftung der Gemeinde Frankenwinheim.
Stiftungsvorstand: Alfred Buchinger (1. Vors.), Sigrid Buchinger, Otto Kunzmann, Gerhard Böhm
Stiftungsrat: Herbert Fröhlich (1. Bgm) und alle Mitglieder des Gemeinderats
Anschrift: Am Kehlrangen 2, 97447 Frankenwinheim
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Textzusammenstellung: Gerhard Böhm
Layout, Fotos: EW